Anwaltschaft im Check: Wer in Deutschland Recht spricht – und wo

Der deutsche Durchschnitts-Anwalt heißt Michael und sitzt in Frankfurt am Main – einen Doktortitel hat er allerdings selten. Das ist das Ergebnis unseres großen Anwalts-Vergleichs, wobei insgesamt 188.320 Einträge aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer im Hinblick auf die 200 größten deutschen Städte, Namen und Titel miteinander verglichen wurden. Demnach gehört neben vielen Großstädten auch eine 55.000-Einwohner-Stadt zu Deutschlands Anwalt-Hochburgen. Darüber hinaus wurden insgesamt 63.363 Einträge aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer im Hinblick auf die verschiedenen Fachanwaltsbezeichnungen miteinander verglichen, um zu schauen, in welchem der 25 Fachbereiche die meisten Fachanwälte vertreten sind.

In diesen deutschen Städten gibt es die meisten Anwälte

Frankfurt am Main gilt als Zentrum der deutschen Finanzwelt, zudem haben viele Großkanzleien ihren Hauptsitz in der Mainmetropole. All das trägt dazu bei, dass die Stadt mit durchschnittlich 17,71 Anwälten pro 1.000 Einwohnern Deutschlands Juristen-Hochburg ist. 

Ähnlich hoch ist die Anwaltsdichte in Düsseldorf, wo im Schnitt 14,59 Rechtsvertreter pro 1.000 Einwohnern sitzen. Einer von ihnen ist Dr. Ingo Bott, der aktuell Millionenerbin Christina Block im öffentlich viel diskutierten Prozess um Kindesentführung vertritt. Auch München gehört mit anteilig 11,67 Juristen zu den Städten mit dem höchsten Anteil an Rechtsbeistand. Das ebenfalls in der Frankfurter Metropolregion gelegene Bad Homburg vor der Höhe reiht sich mit 10,69 Rechtsexperten pro 1.000 Einwohnern hinter den Großstädten ein. Die Top Fünf der Städte mit der höchsten Juristendichte komplettiert Köln: Im Schnitt gibt es 8,22 Anwälte, die in der Domstadt als juristische Vertreter tätig sind. 

Deutlich weniger Anwälte gibt es hingegen in Salzgitter: Pro 1.000 Personen steht den Einwohnern der niedersächsischen Stadt nicht mal ein Rechtsexperte zur Verfügung, womit Salzgitter mit einer Anwaltsdichte von 0,75 das Schlusslicht des Vergleichs bildet. In Wilhelmshaven ist das juristische Fachpersonal mit einer Dichte von 0,86 Anwälten ebenfalls nur selten vertreten. Mit Ahlen, Stolberg und Gladbeck folgen drei nordrhein-westfälische Städte, die eine geringe Anwaltsdichte von 0,87, 0,88 bzw. 0,89 Anwälten pro 1.000 Einwohnern aufweisen. Insgesamt fällt in neun Städten im Schnitt weniger als ein Anwalt auf 1.000 Einwohner.

Über 60 Prozent aller Anwälte männlich

Neben den Standorten umfasst die Jurafuchs-Auswertung auch den Anteil männlicher und weiblicher Anwältinnen. Demnach gibt es nur in wenigen Städten eine gleichmäßige Geschlechterverteilung. Vor allem in Greifswald muss lange nach weiblichem Rechtsbeistand gesucht werden: Gerade einmal 21 Prozent aller Rechtsexperten in der Universitätsstadt sind Frauen. Nur unwesentlich höher ist die Frauenquote in Bad Kreuznach mit 21,3 Prozent. Auch in Wolfenbüttel und Schwäbisch Gmünd ist bei der gleichmäßigen Geschlechterverteilung unter Juristen noch Luft nach oben: 22,6 bzw. 23,2 Prozent der in den Städten ansässigen Anwälte sind weiblich. Mit Schwerin folgt eine weitere Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, die eine geringe Frauenquote von 23,7 Prozent unter Anwälten aufweist.

Deutlich mehr Juristinnen sind hingegen in Sindelfingen vertreten: Mit 48 Prozent hat die Stadt in Baden-Württemberg die höchste Frauenquote im Städtevergleich. Auch in Meerbusch und Darmstadt gibt es mit 42,7 bzw. 42,4 Prozent vergleichsweise viele Juristinnen. Je 42 Prozent aller Anwälte in Unna und Böblingen sind weiblich, womit die beiden Städte sich ebenfalls oben einreihen. Zum Vergleich: Im bundesweiten Schnitt liegt die Frauenquote unter Rechtsexperten bei 38,7 Prozent.

Anwälte heißen Michael, Christian und Thomas

Männliche Vornamen dominieren die Top-Ränge der häufigsten Anwaltsnamen: Michael führt mit 4.464 Nennungen, gefolgt von Christian (4.192), Thomas (3.943), Stefan/Stephan (3.525) und Andreas (3.125). Der erste weibliche Name, Maria, erscheint erst auf Rang 14 (1.926). Weitere häufige weibliche Namen sind Julia (1.661), Kathrin/Katrin (1.540), Anna (1.513) und Katharina (1.505). Vornamen mit Migrationshintergrund sind laut Anwaltsverzeichnis nur selten vertreten: Mustafa (45) und Aylin (44).

So viele Juristen tragen einen Titel

Von über 188.300 Anwälten in Deutschland tragen 29.790 Juristen einen Doktortitel im Namen, was einem Anteil von 15,8 Prozent entspricht. Einen Professortitel dürfen bundesweit 1.082 Anwälte tragen – anteilig 0,6 Prozent. Als Pflichtverteidiger stehen 9.005 Anwälte zur Verfügung und damit 4,8 Prozent aller eingetragenen Juristen.

„Unsere Analyse verdeutlicht, dass es ein demografisches und strukturelles Ungleichgewicht in der deutschen Anwaltschaft gibt. Gerade im ländlichen Raum wirkt sich der demografische Wandel doppelt aus: Die Bevölkerung altert und damit auch die ohnehin wenigen Juristinnen und Juristen, die nach und nach in Rente gehen. Hinzu kommt, dass das Zweite Staatsexamen meist an zentralen Prüfungsstandorten absolviert werden muss – ein Faktor, der viele Absolventen dazu bewegt, in den Städten zu bleiben. Hier braucht es mehr Anreize, damit sich Nachwuchsjuristen auch fernab der Großstädte entwickeln und niederlassen können. Ein Lösungsansatz dafür ist, dass das Studium und auch die anschließende Ausbildung insgesamt digitaler werden. Ebenso würde eine flächendeckende digitale Rechtsberatung das System verbessern, da sie standortunabhängig, von überall aus möglich und flexibel ist“, erklärt Jurafuchs-Gründer Dr. Carl-Wendelin Neubert. Er ergänzt:

„Der Berufsstand muss vielfältiger werden und dafür braucht es vor allem mehr Unterstützung im Studium. Chancen- und Lerngerechtigkeit während des akademischen Berufsweges machen sich langfristig bezahlt. Deshalb wollen wir angehenden Juristinnen und Juristen mit Jurafuchs die bestmögliche Vorbereitung geben – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Karrierenetzwerk.”

Kein Fachbereich ist so beliebt wie das Arbeitsrecht

Im Hinblick auf die einzelnen juristischen Segmente hat sich jeder fünfte Fachanwalt in Deutschland auf das Arbeitsrecht spezialisiert, womit der Fachbereich am populärsten ist (20 Prozent). Auch Familienrechtler sind mit anteilig 13,5 Prozent vergleichsweise häufig zu finden. Fachjuristen im Steuerrecht folgen mit 7,8 Prozent. Diese werden vor allem benötigt, wenn es um steuerliche Regelungen geht – von Unternehmensumwandlungen bis hin zu Einsprüchen gegen Steuerbescheide. Die Top Fünf der häufigsten Fachbereiche unter Juristen komplettieren das Verkehrs- und Strafrecht: 7,1 bzw. 6,6 Prozent aller untersuchten Fachanwälte haben ihren Schwerpunkt in den beiden Segmenten gesetzt.

In diesen Bereichen gibt es die wenigsten Fachanwälte

Deutlich weniger Fachjuristen finden Betroffene, die einen Anwalt im Sportrecht suchen: Lediglich 0,1 Prozent aller Fachanwälte haben sich in diesem Feld spezialisiert. Sportrechtler werden nur selten benötigt, da das Rechtsgebiet nur in einem kleinen Nischensegment nachgefragt wird. Ähnlich gering ist die Auswahl an Juristen im Agrarrecht und im Transport- und Speditionsrecht mit 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Mit anteilig 0,5 Prozent gibt es auch in den Bereichen Migrationsrecht und Internationales Wirtschaftsrecht nur wenige Juristen, die als Rechtsbeistand fungieren.

Viele Mietrechtler in Berlin, Münchner Juristen dominieren Erbrecht 

Je nach Standort ist die Verfügbarkeit von Fachanwälten unterschiedlich ausgeprägt. In Frankfurt am Main etwa sitzen 7,2 bzw. 10,1 Prozent aller auf Arbeitsrecht und Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierten Anwälte – so viel wie in keiner anderen Stadt. Für Fachjuristen im Bereich Verwaltungsrecht (11,8 Prozent), Miet- und Wohnungseigentumsrecht (10,5 Prozent) und Bau- und Architektenrecht (8,5 Prozent) ist hingegen Berlin die Hochburg. Auch Medizinrechtler (9,9 Prozent), Sozialrechtler (9,2 Prozent) und Strafrechtler (9 Prozent) haben ihren Sitz am häufigsten in der Bundeshauptstadt. München ist hingegen führend beim gewerblichen Rechtsschutz mit 17,5 Prozent sowie im Steuer- und Erbrecht mit 9,1 bzw. 5,4 Prozent. Spezialisiert auf Handels- und Gesellschaftsrecht sind besonders viele Hamburger Juristen (9,4 Prozent). Auch im Bereich Insolvenzrecht sind 8,5 Prozent aller Fachanwälte in der Hansestadt zu finden. Die meisten Versicherungsrechtler gibt es in Köln mit anteilig 10,3 Prozent.

Brandenburger Anwälte häufig als Pflichtverteidiger tätig

Beschuldigte in Deutschland haben grundsätzlich das Recht auf juristischen Beistand. Das gilt etwa, wenn eine Haftstrafe droht, das Verfahren besonders kompliziert ist oder sich der Beschuldigte nicht hinreichend selbst verteidigen kann. Dabei sind viele Angeklagte auf einen Pflichtverteidiger angewiesen, der die Person vor Gericht vertritt. Jedoch sind solche Pflichtverteidiger in einigen Städten nur selten zu finden. Lediglich 0,9 Prozent aller Hamburger Anwälte stellen sich als Pflichtverteidiger zur Verfügung – der niedrigste Wert aller Städte. Leonberg und Sindelfingen folgen mit einem Pflichtverteidiger-Anteil von 1,4 bzw. 1,6 Prozent. Obwohl sich in Norderstedt die Justizvollzugsanstalt Glasmoor befindet, gehört die Stadt selbst mit 1,7 Prozent zu den Standorten mit der geringsten Anzahl an Pflichtverteidigern. Gefolgt wird Norderstedt von Stuttgart und Wolfsburg mit anteilig je 1,9 Prozent.

Viele brandenburgische Städte haben hingegen einen deutlich höheren Anteil an Pflichtverteidigern: 34,1 Prozent aller Anwälte in Frankfurt (Oder) stehen für die Pflichtverteidigung zur Verfügung, in Cottbus und Brandenburg an der Havel beträgt der Anteil je 26,3 Prozent. Im sächsischen Plauen sind 25,3 Prozent aller Juristen als Pflichtverteidiger tätig, in Dessau-Roßlau sind es 22,5 Prozent.

„Die Ergebnisse machen deutlich, dass die juristischen Fachbereiche unterschiedlich stark besetzt sind. Ein Grund dafür ist auch die Vermittlung der Fachinhalte im Jurastudium und im Referendariat. Oft sind diese Inhalte so abstrakt und lebensfern oder nur mit Blick auf die Klausur aufbereitet, dass sie Studierende eher abschrecken, anstatt ihr Interesse für eine spätere Spezialisierung zu wecken”, erklärt Jurafuchs-Gründer Rechtsanwalt Dr. Carl-Wendelin Neubert. Er ergänzt:

„Dass sich viele Juristen in Bereichen wie Familienrecht spezialisieren, ist erst einmal positiv hervorzuheben. Jedoch braucht es gerade in diesen Fachbereichen neben theoretischem Fachwissen auch Empathie, Kommunikationsfähigkeit und ein Bewusstsein für die sozialen Dimensionen des Rechts. Solche Kompetenzen lassen sich nur schwer über klassische Vorlesungen vermitteln. Bei Jurafuchs legen wir daher großen Wert auf praxisnahe Fallbearbeitung, interaktive Lernformate und realitätsnahe Beispielszenarien. Im Jurafuchs-Forum besteht zudem ein Raum für konstruktiven Austausch, kritische Fragen und das Rechtsgespräch. So können angehende Juristinnen und Juristen nicht nur rechtliches Wissen aufbauen, sondern auch Soft Skills entwickeln, die im Berufsalltag unverzichtbar sind.“

Über die Untersuchung

Für den Vergleich wurden insgesamt 188.320 Einträge aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer berücksichtigt und im Hinblick auf den Standort, Namen und Titel ausgewertet. Für den Städtevergleich wurden die 200 größten deutschen Städte herangezogen. Bei den Fachbereichen wurden insgesamt 63.363 Einträge mit Fachanwaltsbezeichnung aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer erfasst und im Hinblick auf die verschiedenen Fachanwaltsbezeichnungen ausgewertet (Stand der Untersuchung: 7. August 2025).

Über Jurafuchs

Jurafuchs (www.jurafuchs.de) ist Deutschlands führende Lernplattform für angehende Juristen. Die App vermittelt prüfungsrelevantes Wissen und juristische Fähigkeiten für das gesamte Jurastudium, das Rechtsreferendariat und darüber hinaus. Auf Grundlage aktueller lernwissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht Jurafuchs effektives und anwendungsorientiertes Lernen durch Interaktion, Gamification, Microlearning, KI-gestützte Funktionen und eine aktive Community von fast 20.000 Jurastudenten und Referendaren. Mit über 10 Millionen gelösten interaktiven Aufgaben pro Monat ist Jurafuchs die meistgenutzte Plattform ihrer Art. Strategische Partnerschaften mit 25 Top-Kanzleien und führenden Universitäten, diverse Auszeichnungen als “beliebtestes digitales Lernmittel” und die Verleihung der prestigeträchtigen Comenius Edu Media Medaille 2025 unterstreichen die Marktführerschaft. Das Unternehmen wurde 2018 von Christian Leupold-Wendling, LLM. (Cambridge), Rechtsanwalt Dr. Carl-Wendelin Neubert und Steffen Schebesta gegründet.

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