Der Bundestag im Studiums-Check: Diese Universitäten bringen die meisten Parlamentarier hervor

Wer in den Bundestag will, studiert Jura oder Politikwissenschaften. So lautet jedenfalls das hartnäckige Klischee über den akademischen Werdegang deutscher Bundestagsabgeordneten. Ohne einen Studienabschluss ist es hingegen schwer, in das wichtigste Parlament der Bundesrepublik einzuziehen. Ob das tatsächlich auf die Abgeordneten des aktuellen Bundestags zutrifft, haben wir für euch herausgefunden. In unserer umfassenden Untersuchung wurden die Studiengänge und -orte sowie die jeweils höchsten Abschlüsse aller 630 aktuellen Bundestagsabgeordneten ermittelt und miteinander verglichen.

Diese Universitäten bringen die meisten Bundestagsabgeordneten hervor

Demnach waren nur 92 Abgeordnete nie an einer Hochschule oder Universität eingeschrieben, mit 52 Personen ein Großteil davon von der AfD. Der Einzug ins Parlament ist also auch ohne universitären Abschluss machbar, aber deutlich seltener. Mit Blick auf die große Mehrheit, die vor dem Einzug ins Parlament studiert hat, ist keine Universität so beliebt wie die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität: Insgesamt 30 Abgeordnete haben ein Studium an der Universität der bayerischen Landeshauptstadt absolviert, darunter prominente Politiker wie Alexander Dobrindt, Armin Laschet und Anton Hofreiter. Knapp dahinter landet die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, die in den Lebensläufen von insgesamt 29 Abgeordneten auftaucht. Auch Kanzler Friedrich Merz absolvierte ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in der einstigen Bundeshauptstadt und ein Rechtsreferendariat, das er erfolgreich mit dem zweiten Staatsexamen abschloss. Mit 25 Vertretern reiht sich die Freie Universität in Berlin auf dem dritten Rang ein.

Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main folgt mit 22 Politikern des aktuellen Bundestags, die an der Universität waren. Besonders beliebt ist die Mainmetropole unter Unionsabgeordneten und Mitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen mit je sechs Akademikern. Die Top Fünf komplettiert die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, an der insgesamt 20 Abgeordnete studiert haben.


Keine ausländische Universität so beliebt wie Harvard

Einige Parlamentarier haben ihre Studienzeit nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland verbracht. Dabei landet die Harvard University vorne, die von fünf Abgeordneten besucht wurde. Die prestigeträchtige Hochschule ist vor allem unter Medizinern beliebt: Karl Lauterbach und Hendrick Streeck, die einst die Debatte in der Corona-Pandemie prägten, waren Studierende der Medizinfakultät der Harvard University. Ebenfalls fünfmal wird die Pariser Sciences Po in den Biografien der Parlamentarier genannt. Die Hochschule, offiziell Institut d’Études Politiques genannt, gehört zu den wichtigsten Institutionen im Bereich Politik, Gesellschaft und internationale Beziehungen. Mit jeweils vier Abgeordneten folgen die University of Oxford sowie die Universität Lausanne in der Schweiz.

Rechts- und Politikwissenschaften dominieren das Ranking

Juristen dominieren den Bundestag: Insgesamt 150 Abgeordnete haben Rechtswissenschaften studiert, gefolgt von Politikwissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre (92 bzw. 59 Vertreter). 43 Abgeordnete haben ein Studium der Geschichte belegt, häufig im Nebenfach, in der Volkswirtschaftslehre waren insgesamt 32 Bundespolitiker eingeschrieben. Es gibt aber auch einige Abgeordnete, die ein Studium im pädagogischen Bereich absolviert haben, darunter etwa die Studiengänge Lehramt, Soziale Arbeit und Pädagogik (27- bzw. je achtmal vertreten). MINT-Fächer wie Informatik, Maschinenbau und Elektrotechnik (neun, acht bzw. sechs Absolventen) stehen ebenfalls im akademischen Lebenslauf einiger Abgeordneter.

Tatsächlicher Abschluss der Abgeordneten oft undurchsichtig

Im Hinblick auf die jeweils höchsten Abschlüsse gehen 108 Politiker mit einem Diplom von der Uni. 104 Abgeordnete haben ihr Studium bzw. das Rechtsreferendariat mit dem zweiten Staatsexamen als höchsten Hochschulabschluss erfolgreich absolviert, bei zehn weiteren ist das Bestehen des ersten Staatsexamens im Lebenslauf zu finden. Dank einer Promotion tragen 97 Abgeordnete den Doktortitel, elf weitere haben habilitiert.

Oftmals ist der tatsächliche Abschlussgrad der Bundespolitiker jedoch undurchsichtig: In 51 Fällen ist dieser nicht im Lebenslauf zu finden. Ehrlich sind immerhin 15 Parlamentarier, die ihr Studium nicht erfolgreich absolviert haben: Unter den Studienabbrechern sind auch bekannte Politiker wie Ricarda Lang, Paul Ziemiak, Saskia Esken oder Omid Nouripour zu finden. Weitere sechs Abgeordnete haben angegeben, dass ihr Studium noch läuft oder aktuell ruht. Bei drei weiteren Abgeordneten konnten keine Informationen zur akademischen Laufbahn gefunden werden.

„Das Jura-Studium ist anspruchsvoll, öffnet aber viele Türen. Es zwingt die Studierenden dazu, eine analytische und strukturierte Denkweise zu entwickeln. Aufgrund dieser spezifischen Kompetenzen, die sich die Absolventen aneignen müssen, sind Juristen in diversen Bereichen und Unternehmen gefragt – auch in der Politik”, erklärt Jurafuchs-Gründer Dr. Carl-Wendelin Neubert. Er ergänzt:

„Unsere Analyse zeigt, dass fast jeder vierte Abgeordnete Rechtswissenschaften studiert hat – ein bemerkenswerter Befund, der die zentrale Rolle juristischen Denkens in der Demokratie widerspiegelt. Dennoch darf juristische Expertise nie Selbstzweck sein: Politik muss die Lebenswirklichkeit der Menschen im Blick behalten. Die beste Gesetzgebung entsteht, wenn fundiertes Rechtswissen mit sozialer Sensibilität und dem Gespür für gesellschaftliche Gerechtigkeit verbunden wird. Nur so entstehen Gesetze, die nicht nur verfassungskonform, sondern auch menschengerecht sind.”

Das haben wir untersucht

Für den Vergleich wurden die Biografien der 630 Abgeordneten der 21. Wahlperiode des Deutschen Bundestags im Hinblick auf ein absolviertes Studium untersucht. Dabei wurden die Universitäten sowie die belegten Studiengänge berücksichtigt. Bei den Abschlüssen wurde lediglich der höchste Abschluss berücksichtigt, der genannt wird. Bei mehreren gleichwertigen Abschlüssen wurde sich nach der Berufsbezeichnung orientiert. 92 Abgeordnete haben eine Ausbildung und kein Studium absolviert, bei drei weiteren Abgeordneten konnten keine Informationen zur akademischen Laufbahn gefunden werden. Bei 51 Abgeordneten ist der Studienort nicht bekannt. Bei einer Person wurde lediglich ein Zertifikatsstudium gefunden, welches zu einem Hochschulzertifikat führt, aber nicht zu einem Hochschulabschluss. Die beiden Abgeordneten Henning Otte, CDU/CSU (Nachfolger Prof. Dr. Reza Asghari) und Annalena Baerbock, Bündnis 90/Die Grünen (Nachfolgerin Dr. Andrea Lübcke) werden aufgrund ihres Ausscheidens nicht berücksichtigt.

Über Jurafuchs

Jurafuchs (www.jurafuchs.de) ist Deutschlands führende Lernplattform für angehende Juristen. Die App vermittelt prüfungsrelevantes Wissen und juristische Fähigkeiten für das gesamte Jurastudium, das Rechtsreferendariat und darüber hinaus. Auf Grundlage aktueller lernwissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht Jurafuchs effektives und anwendungsorientiertes Lernen durch Interaktion, Gamification, Microlearning, KI-gestützte Funktionen und eine aktive Community von fast 20.000 Jurastudenten und Referendaren. Mit über 10 Millionen gelösten interaktiven Aufgaben pro Monat ist Jurafuchs die meistgenutzte Plattform ihrer Art. Strategische Partnerschaften mit 25 Top-Kanzleien und führenden Universitäten, diverse Auszeichnungen als “beliebtestes digitales Lernmittel” und die Verleihung der prestigeträchtigen Comenius Edu Media Medaille 2025 unterstreichen die Marktführerschaft. Das Unternehmen wurde 2018 von Christian Leupold-Wendling, LLM. (Cambridge), Rechtsanwalt Dr. Carl-Wendelin Neubert und Steffen Schebesta gegründet.

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