Lernen, Jurastudium, Features

23 September 2023
Lesezeit: 5 minuten

So behältst Du Jura-Wissen langfristig: Spaced Repetition im Jurastudium

Christian
Leupold-Wendling, LL.M. (Cambridge)

Das Jurastudium ist lang, der Stoff ist umfangreich. Wenn Du gut vorbereitet in Prüfungen gehen möchtest, bleibt Dir nichts Anderes übrig, als frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen. Das Problem: Bis zur Prüfung – jedenfalls bis zum Ersten bzw. Zweiten Staatsexamen – hast Du einen Großteil wieder vergessen. Das ist ein echtes Problem und kostet zahlreiche Studierende viele wertvolle Noten-Punkte. Wir erklären Dir, wie Du das Problem systematisch und ein für allemal löst und geben Dir Tipps, wie Du Spaced Repetition im Jurastudium umsetzt.

Immer kurz vor dem Vergessen wiederholen

Bereits 20 Minuten nach dem Lernen kannst Du nur noch ~60 % des Gelernten abrufen, nach einem Tag hast Du nur ~35 % des Gelernten im Gedächtnis, sechs Tage nach dem Lernen wiederum ist Dein Erinnerungsvermögen auf ~25 % geschrumpft. Dauerhaft erinnerst Du nur 15% (!) des Gelernten Das ist die sog. ebbinghaussche Vergessens-Kurve

Natürlich hängt der genaue Kurvenverlauf vom jeweiligen Stoff ab. Aber eines ist sicher: Das ist eine sehr magere Ausbeute! Du motivierst Dich Tag für Tag, überwindest Deinen inneren Schweinehund, kämpfst Dich an den Schreibtisch und investierst tausende von Stunden, um Jura richtig zu verstehen – und dann kannst Du nur 15% davon in einer Jura-Prüfung abrufen. Es ist zum Heulen!

Die gute Nachricht: Die Forschung hat den Vergessens-Effekt belegt. Wir kennen und verstehen ihn und können ihn sicher voraussagen. Wir können uns diese Eigenschaft unseres Gehirns also auch zunutze machen: Wiederhole den Stoff immer kurz vor dem Vergessen – nicht früher und nicht später! 

  • Wenn Du den Stoff zu spät wiederholst, wirst Du wieder unverhältnismäßig viel Zeit investieren müssen, um Dir den Stoff neu zu erarbeiten. 
  • Wenn Du den Stoff zu früh wiederholst, verschwendest Du wertvolle Lernzeit.

Die Wunderwaffe: Spaced Repetition

Durch mehrfaches Wiederholen des Lernstoffes verminderst Du den Vorgang des Vergessens. Nach jeder Wiederholung kannst Du Dir dann mehr Zeit lassen bis zur nächsten Wiederholung. Die Wiederholungsintervalle werden also immer größer.  

Die einfachste Umsetzung der Methode ist wahrscheinlich das Lernkartei-System nach Leitner: Du sortierst Deine Papierkarteikarten in einen Karteikasten mit fünf Fächern (oder fünf Trennblättern). Jedes Mal, wenn Du einen Lerninhalt richtig abrufst, wandert die Karteikarte in das nächste Fach. Wenn Du den Inhalt vergessen hast, wandert die Karteikarte in das vorangehende Fach. 

Das Leitner-System ist einfach umzusetzen, kostengünstig und kommt ohne Laptop aus. Es eignet sich z.B. perfekt fürs Vokabel-Lernen in der Grundschule. Es hat jedoch leider im Jurastudium einige gravierende Nachteile, z.B.:

  1. Du musst selbst festlegen und nachhalten, in welchen Zeitabständen Du Dir welches Fach vornimmst. Denn zu lange Pausen zwischen den Lerneinheiten machen die Erfolge der Kastenhierarchie zunichte. Das ist bei Tausenden von Karten aber sehr schwierig. Du wirst Google-Sheets oder Excel-Tabellen benötigen. Diese zu pflegen ist zeitaufwändig.
  2. Du hast Deine Karteikarten nicht mehr systematisch sortiert. Wenn Du z.B. nach einer Übungsklausur im Strafrecht AT Deine Karten zum Erlaubnistatbestandsirrtum durchgehen möchtest, wirst Du lange suchen müssen, um sie alle aus den unterschiedlichen Fächern zu fischen.
  3. Das System ist relativ grob: Eine Karten, deren Inhalt Du zwar richtig, aber nur schwer aus dem Gedächtnis abrufen konntest, wird genauso behandelt wie eine Karte, deren Inhalt Du spielend leicht abrufen konntest. Beide Karten werden zum selben Zeitpunkt wiederholt. Bei Tausenden von Karteikarten führt dies zu erheblichen Effizienzverlusten.
  4. Wenn Du ab dem Beginn Deines Studiums vorausschauend für das Staatsexamen lernst, hast Du Lernzeiten von mehreren Jahren. Du wirst mit bloß fünf Fächern also nicht auskommen.
  5. Das Erstellen von eigenen Karteikarten ist sehr zeitaufwändig.
  6.  Wenn Du beim Erstellen Fehler machst, wird es Dir schwerfallen, den Fehler zu bemerken und zu korrigieren.
  7. Bei umfangreichen Karteikartensätzen ist es nicht einfach den Überblick über Änderungen zu behalten und diese anzupassen.

Intelligente Algorithmen berechnen den optimalen Wiederholungszeitpunkt

Am besten lässt sich Spaced Repetition-Methode umsetzen, indem Du Software für Dich arbeiten lässt. Das spart Zeit und ist zudem viel genauer: Ein intelligenter Algorithmus berechnet für jeden Lerninhalt personalisiert den optimalen Wiederholungszeitpunkt für Dich. Der Algorithmus sollte dabei folgende Daten auswerten:

  1. Wann Du den jeweiligen Inhalt zum ersten Mal gelernt hast.
  2. Wann und wie oft Du den jeweiligen Inhalt bereits wiederholt hast.
  3. Ob Du den Inhalt richtig aus dem Gedächtnis abrufen konntest.
  4. Wie einfach es Dir jeweils  fiel, den Inhalt aus dem Gedächtnis abzurufen (sog. “Ease Factor”).

Genau das ermöglichen Software-Algorithmen wie z.B. Supermemo2 (SM2). Dieser Algorithmus wird beispielsweise von der Karteikarten-App Anki eingesetzt. Das Lernen mit solchen Software-Algorithmen automatisiert den Prozess der Spaced Repetition und optimiert ihn auf Grundlage Deiner individuellen Lernleistung. Dies führt zu einer effizienteren und effektiveren Lernerfahrung, da die Software die Wiederholungen entsprechend Deiner spezifischen Bedürfnisse plant und so sicherstellt, dass du Informationen langfristig und präzise behältst.

Der Wiederholungstrainer bei Jurafuchs – Spaced Repetition für Jurist:innen

Bei einer reinen Karteikartensoftware wie Anki hast Du weiterhin das Problem, dass Du die Karten immer noch selbst erstellen musst. Das ist mit erheblichem zeitlichen Aufwand verbunden und sehr fehleranfällig. Aus diesem Grund haben wir bei Jurafuchs einen Wiederholungstrainer implementiert, dem einerseits der Algorithmus von Supermemo 2 zugrunde liegt.

Auf diese weise kannst Du auf die umfangreichen Inhalte von Jurafuchs zurückgreifen und dabei entscheiden, welche einzelnen Aufgaben Du Deiner Wiederholung hinzufügen willst, ohne sie selbst erstellen und aktualisieren zu müssen. Damit bleibt Dir am Ende nicht nur mehr Zeit fürs Lernen, sondern Du hast aufgrund des mehrstufigen Redaktionsprozesses und der Peer-Review durch die Juracommunity auch die Gewissheit, stets das Richtige zu lernen und auf dem aktuellen Stand zu sein.

So nutzt Du die Spaced Repetition Funktion von Jurafuchs:

  1. Bearbeite eine beliebige Aufgabe aus einem der über 40 Rechtsgebiete.
  2. Am Ende der Aufgabe, noch bevor Du zur nächsten Aufgabe gehst, aktiviere den Reiter “Aufgabe regelmäßig wiederholen”.
  3. Beantworte die Frage, wie leicht Du die Aufgaben beantworten konntest. Jurafuchs macht einen Vorschlag basierend auf Deiner Lösungsrate für diese Aufgabe. Du kannst die Auswahl aber anpassen. Wenn Du “schwer” wählst, wird Dir die Aufgabe früher wieder vorgelegt, als wenn Du “gut” oder sogar “leicht” wählst.
  4. Jurafuchs merkt sich, wann die Aufgabe wieder dran ist und wird sie Dir dann zur Wiederholung stellen.

Zusammenfassung

Die Nutzung von Spaced Repetition im Jurastudium hat unschlagbare Vorteile:
1.     Zeitersparnis: Spaced Repetition Software automatisiert den Prozess der Wiederholung und Planung, was dir Zeit erspart.
2.     Individuelle Anpassung: Die Software analysiert deine Lernmuster und passt die Wiederholungszeitpunkte individuell an. Dadurch erhältst du ein maßgeschneidertes Lernerlebnis.
3.     Optimale Speicherung im Langzeitgedächtnis: Durch die optimale Verteilung der Wiederholungen stärkt die Software die Erinnerung an das Gelernte. Informationen werden besser im Langzeitgedächtnis verankert, was dazu führt, dass du sie langfristig behältst.
4.     Stressreduktion: Die Software hilft Dir, den Überblick über dein Lernmaterial zu behalten, und verhindert, dass Du Dich von einer Flut von Informationen überfordert fühlst. Du konzentrierst Dich auf das Wiederholen derjenigen Inhalte, die du am dringendsten benötigst.
5.     Langfristige Leistungsfähigkeit: Diese Methode ermöglicht es Dir, Wissen über einen längeren Zeitraum hinweg zu konsolidieren und zu behalten. Damit bist Du für die Staatsexamina optimal gerüstet.

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